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Standortfaktoren

Standortfaktoren

Die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Gase in der Energiewende ist mittlerweile gut etabliert - woran es mangelt ist die Umsetzung beziehungsweise die Erzeugung erneuerbarer Gase. In der Planung einer Erzeugungsanlage spielt die Auswahl des Standorts eine große Rolle. In der folgenden Analyse werden die Standortfaktoren für verschiedene erneuerbare Gase betrachtet. Zu diesem Zweck werden zuerst allgemeine Faktoren, die für alle erneuerbare Gase gelten, und anschließend gasspezifische Faktoren erläutert.

Im Allgemeinen beziehen sich die hier genannten Faktoren auf die Planung eines neuen Standorts, jedoch können die Fragestellungen bei der Integration einer Produktionsanlage für erneuerbare Gase in einen bestehenden Standort eines Betriebs unter Umständen auch sinnvoll sein.
Am Ende jedes Unterkapitel werden Fragen aufgezählt, die in der Planung von Produktionsanlagen erneuerbarer Gase zu berücksichtigen sind.

1. Allgemeine Faktoren

1.1 Grundlegende Infrastruktur

Eine Basis an Infrastruktur ist die Grundvoraussetzung für die Errichtung einer Erzeugungsanlage für erneuerbare Gase. Die wichtigsten Parameter werden hier kurz umschrieben.

+ 1.1.1 Anbindung an Verkehrssysteme

Eine gute Anbindung an Verkehrssysteme ist für die Wartung einer Anlage sowie für die Zulieferung von Rohstoffen bzw. die Errichtung der Anlage notwendig.
Speziell die Nähe zu Schnellstraßen und Autobahnen bietet sich als Standort an, um gut erreichbar zu sein und somit sämtliche Fahrtkosten möglichst niedrig zu halten.

„Wie gut ist der betrachtete Standort an Straßen angebunden?“
„Wie gut muss die Anbindung an Verkehrssysteme für die Produktionsanlage, die ich errichten möchte, mindestens sein?“
„Was für eine Priorität hat die Verkehrsanbindung meiner Anlage?“

+ 1.1.2 Zugang zu Wasser

Ob in der Elektrolyse oder in der Biomethanerzeugung, Wasser ist ein essentieller Bestandteil der erneuerbaren Gaserzeugung. Dementsprechend ist der Zugang zu Wasser und dessen Qualität bei der Wahl des Standorts zu berücksichtigen. Zusätzlich sind die rechtlichen Gegebenheiten, bezüglich der Entnahme und des Abwassers zu prüfen.

„Gibt es am Standort Zugang zu Wasser?“
„Was für eine Wasserqualität benötigt die geplante Produktionsanlage?“
„Welche wasserrechtlichen Richtlinien gelten am geplanten Standort?“

+ 1.1.3 Zugang zu Elektrizität

Die Verlegung von neuen Stromleitungen kann zeit- und kostenintensiv sein. Eine gute Anbindung ans Stromnetz kann insofern relevant für die Wahl eines Standorts sein, da für alle Erzeugungsanlagen Elektrizität notwendig ist.

„Welche elektrische Leistung soll bezogen werden?“
„Gibt es eine ausreichende Netzinfrastruktur an dem geplanten Standort?“

+ 1.1.4 Standortgröße und -beschaffenheit

Der Standort muss einerseits die Kapazität für die geplante Anlagengröße bereitstellen und idealerweise auch die Möglichkeit zu einer Erweiterung beinhalten. Ein weiterer Faktor, der zu berücksichtigen ist, sind die Bodengegebenheiten, die für die Errichtung einer erneuerbaren Gasanlage geeignet sein müssen.

„Ist der Standort groß genug?“
„Ist es sinnvoll Platz für potentielle Erweiterungen einzuplanen?“
„Sind die Bodengegebenheiten passend für die Errichtung einer Produktionsanlage für erneuerbare Gase?“
"Sind Altlasten auf dem Standort zu erwarten?"

+ 1.1.5 Einspeisemöglichkeiten

Eine der sinnvollsten Möglichkeiten Erzeuger und Verbraucher von erneuerbaren Gasen miteinander zu verbinden ist über das Gasnetz. Die Entfernung zu einem Einspeisepunkt ist daher ein relevanter Faktor bei der Wahl des Standorts.

Eine übersichtliche Darstellung finden sie unter: https://ingrid.aggm.at/

„Ist der betrachtete Standort in der Nähe einer Einspeisemöglichkeit?“
„Wie relevant ist die Nähe zu einer guten Einspeisemöglichkeit für die geplante Produktionsanlge?“
„Ist Einspeisung in das Gasnetz relevant für die geplante Produktionsanlage?“

+ 1.1.6 Klimatische Bedingungen

Temperatur und Feuchtigkeit: Extreme klimatische Bedingungen können den Betrieb beeinträchtigen und zusätzliche Kosten verursachen.

„Herrschen am Standort Bedingungen, die die Lebensdauer oder den Betrieb der Produktionsanlage einschränken?“
"Wie beeinflussen die klimatischen Bedingungen den Betrieb und insb. den Energieverbrauch der Anlage?"

+ 1.1.7 Einstellung der lokalen Bevölkerung

Die allgemeine Haltung der Einwohner:innen eines Gebietes kann einen Einfluss auf die Errichtung einer Erzeugungsanlage von erneuerbaren Gasen nehmen, speziell wenn sie negativ ist und es zu Beschwerden bzw. Beeinspruchungen von Seite der Bevölkerung kommt.

„Wie ist die Haltung der lokalen Bevölkerung in der Region gegenüber den Produktionsanlagen?“
"Welche Möglichkeiten der Einbindung der Bevölkerung bestehen in der Gemeinde/dem Bezirk?"
"Gibt es bereits Erfahrungen bzgl. Bürgerbeteiligungen in der Region?

+ 1.1.8 Einstellung der Gemeinde

Die Gemeinde, auf dessen Grund die Errichtung einer Erzeugungsanlage von erneuerbaren Gasen geplant ist, ist in der Genehmigung der Anlage involviert und auch über die Nutzungsdauer einer Anlage ist eine positive Einstellung der Gemeinde gegenüber erneuerbaren Gasen ein positiver Faktor in der Standortauswahl.

„Ist die Gemeinde, in dessen Gebiet die Produktionsanlage angedacht wird, dem Vorhaben gegenüber positiv gestimmt?“

+ 1.1.9 Naturgefahren

Es ist wichtig für einen Standort eine Risikoanalyse durchzuführen, insb. in Hinblick auf das mögliche Ausmaß von Naturgefahren wie Hochwasser, Erdrutsch, Sturmschäden etc.

"Ist der Standort exponiert für bestimmte Naturgefahren?"

+ 1.1.10 Lärmemission

Lärmemissionen müssen innerhalb zulässiger Grenzen liegen, insbesondere wenn die Anlage in der Nähe von Wohngebieten liegt.

„Welche Richtlinien bezüglich Lärmemissionen sind an dem angedachten Standort einzuhalten?“
„Welche Lärmemissionen sindn von der geplanten Produktionsanlage zu erwarten?“

+ 1.1.11 Distanz zu Wohngebieten

Sowohl in hinsicht auf den Lärmschutz, Sicherheitsbestimmungen als auch auf Emissionsgrenzen von Schadstoffen ist die Entfernung zu den nächstgelegenen Wohngebieten entscheidend für die geltenden Richtlinien und den Genehmigungsprozess.

„Wie nahe befindet sich das nächstgelegene Wohngebäude zu dem angedachten Standort?“
„Welche Entfernung zu Wohngebieten muss mindestens eingehalten werden?“
„Welche Richtlinien gelten am angedachten Standort?“

+ 1.1.12 Umweltauflagen

Je nach Anlagengröße bestehen unterschiedliche Anforderungen die zur Genehmigung einer Produktionsanlage zu erfüllen sind. Üblicherweise erreichen Produktionsanlagen für erneuerbare Gase die Grenzwerte der Kapazität bezüglich der Bearbeitung von ungefährlichen Abfällen von 35 000 t/a oder 10 t/d, ab denen eine eigene Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden muss nicht.

Detailliertere Informationen zum Genehmigungsverfahren einer Produktionsanlage für erneuerbare Gase, finden Sie im Leitfaden für Anlagengenehmigungen.

1.2 Allgemeine wirtschaftliche Faktoren

+ 1.2.1 Kosten für Grundstück und Bau

Niedrige Grundstückspreise und Baukosten können die Investitionskosten einer Anlage erheblich senken, jedoch ist hier eine Balance mit den anderen Faktoren, speziell der Anbindung an die Infrastruktur zu finden.

„Wie viel Budget ist in den Investitionskosten für Grundstücks- und Baukosten vorhanden?“
„Wie relevant sind niedrige Grundstücks- und Baukosten für die Produktionsanlage im Vergleich zu anderen Faktoren?“

+ 1.2.2 Fördermittel und Subventionen

Je nach Standort kann die Verfügbarkeit von staatlichen oder EU-Fördermitteln variieren. Eine gute Fördermöglichkeit kann einen Standort attraktiver machen.

„Welche Förderungen stehen am betrachteten Standort zur Verfügung?“

+ 1.2.3 Markt- und Absatzmöglichkeiten

Die Nähe zu potenziellen Kunden und Märkten für die unterschiedlichen erneuerbaren Gase kann ein Vorteil gegenüber anderen Erzeugern sein und so die Standortwahl beeinflussen.

„Welcher Markt und welche Kunden sind relevant für die Produktionsanlage?“
„Wie nahe soll die Produktionsanlage an potentiellen Abnehmer:innen sein?“

2 Spezifische Faktoren - Biomethan

+ 2.1 Verfügbarkeit Feedstock

Die Nähe zu Landwirtschaft ist für Biomethan besonders relevant, da geeignete Rohstoffe oft Reststoffe der Landwirtschaft sind. Weiters können andere biogene Reststoffe v.a. aus der Lebensmittelverarbeitung sein.

„Wie viel Feedstock benötigt meine Erzeugungsanlage?“
„Wie viele Betriebe befinden sich in der Nähe meines Standorts, die biogene Reststoffe produzieren?“
Was sind aktuelle Verwertungswege dieser Reststoffe?"
"Gibt es die Möglichkeit, die Reststoffe langfristig für die Gasproduktion zu binden?"

+ 2.2 Verwertung Gärrest

Die erwähnte Nähe zu landwirtschaftlichen Betrieben spielt auch bei der Verwertung bzw. der Entsorgung der Gärrests der Biomethan-Erzeugungsanlage eine große Rolle. Jedoch gibt es hier zusätzlich zur Distanz zu potentiellen Abnehmern auch noch rechtliche Rahmenbedingungen zu bedenken.

„In welchem Ausmaß fallen in der geplanten Produktionsanlage Reststoffe an?“
„Gibt es nahe des angedachten Standorts potentielle Abnehmer für die Reststoffe von Biomethan-Produktionsanlagen?“

3 Spezifische Faktoren Wasserstoff

+ 3.1 Erneuerbare Energiequellen

Die Nähe zu Wind-, Solar- oder Wasserkraftanlagen ist entscheidend, um grünen Wasserstoff herzustellen. Umso mehr unterschiedliche Quellen von erneuerbarer Energie in einer Gegend sind, umso stabiler kann Strom in den Elektrolyseur eingespeist werden, was den Wirkungsgrad und die effektive Nutzung der Energie verbessert.

„Wie hoch ist das Ertragspotential für erneuerbare Energie in einer Region?“
"Gibt es verfügbare Flächen zur Errichtung der zusätzlichen erneuerbaren Stromerzeugungsanlagen?"

+ 3.2 Strompreis

Wenn kein lokal erzeugter erneuerbarer Strom zur Verfügung steht kann der Elektrolyseur auch mit Strom aus dem Stromnetz betrieben werden, sofern dieser dem Kriterium des Delegated Acts entspricht. Der Strompreis ist entscheidend, ob die Wasserstofferzeugung so wirtschaftlich rentabel ist.

„Wie hoch ist der Strompreis an dem angedachten Standort?“
„Wie hoch darf der Strompreis sein, um wirtschaftliche Rentabilität zu garantieren?“